Rheinische Post 09.05.2013

Ein hochkarätiger Künstler an der Beecker Orgel

Léon Berben mit "Bach und die Franzosen" in St. Vincentius

Der freischaffende Organist Léon Berben, der aus den Niederlanden stammt und heute in Köln lebt, ist in ganz Europa, Asien und Nord- und Südamerika unterwegs und war schon dreimal für den deutschen Grammophonpreis nominiert. Er gastierte auf Einladung von OPUS 512 im Rahmen des Wegberger Musikfrühlings in Beeck. Berben hat Einspielungen mit vielen großen Labels gemacht und kann durch seine sympathische Art die Zuhörer in seinen Bann ziehen.

Dies tat er dann auch, als er mit Bachs Toccata in d-moll BWV 538,1 sein Konzert eröffnete. Wie im Titel schon angekündigt, gesellten sich französische Zeitgenossen Bachs, die teilweise auch seinen fachlichen Rat suchten, hinzu. So interpretierte Berben Louis Marchand, der neben Bach fast filigran wirkte, mit einfühlsamer Registrierung und hob in jedem der einzelnen Sätze die Eigenheiten hervor. Besondere Klangfarben durften hier ebenso wenig fehlen wie deutlich herausgearbeitete Echos. Allein drei verschiedene Vorspiele Bachs zu dem Choral "Allein Gott in der Höh' sei Ehr" folgten. Hier konnte man die Eigenarten jeder Komposition nachvollziehen.

Ein ganz besonderes Kleinod präsentierte Berben mit einer kleinen und sehr einfachen "Romance" von Claude-Bénigne Balbastre. Dieses verspielte und teilweise mit dem Glockenspiel registrierte Werk hob sich charakterlich stark von den anderen Stücken ab, klang aber umso erfrischender.

Einen furiosen Abschluß bildete die Fuge in d-moll von Bach (BWV 538,2) und somit bildeten die Toccata und Fuge in d-moll den dramaturgischen Rahmen des Konzertes. Erläuternd fügte Berben hinzu, daß Bach die Trennung von so großen Werken wie der Toccata und Fuge selbst befürwortet hatte. Nach nicht enden wollendem Applaus gewährte Berben, der sich als hochkarätiger Künstler präsentierte, den "Contrapunctus I" aus der "Kunst der Fuge" den Zuhörern als Zugabe mit den Worten: "Ich weiß nicht, ob Sie nur aus Freundlichkeit so viel geklatscht haben …"

(Hiltrud Brendt)